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Glauben – Hoffen – Wünschen?

Fast schon sakral anmutend agiert öffentlich das Wirtschaftsministerium in diesen Tagen. 
„Wir glauben bei Einsparanstrengungen von 20% gut durch den Winter zu kommen, Frankreich ist schuld am Strommangel, wir wünschen, dass Privathaushalte mehr sparen, wir hoffen, dass kein kalter Winter kommt…
“Die Gasspeicher sind gut gefüllt”, jedes Kind weiß aber, dass Prozentangaben gar nichts sagen und 10-fache Energiepreise binnen 6 Monaten die innerdeutschen Lieferketten reißen lassen.

Verkündet wird ein 200 Milliarden – Unterstützungs-Paket auf Pump, Geld drucken half
dauerhaft noch keiner Beseitigung einer Krise, weiß jeder Betriebswirtschaftler.

Wir haben den Ast (fast) abgesägt, auf dem wir sitzen!

Wahlen und eine Partei-Religion verstellen den Blick auf Kommendes.
Eine “Öko” Fachbesetzung des Ministeriums führt zu sakralen Tönen. Führung und Strategie, Marktberuhigung und Rahmenbedingungen schaffen und vermitteln, geht anders.

Der Export-Weltmeister strauchelt. Preistreibender Kauf von Gas auf dem Weltmarkt, Stromerzeugung damit, Atomkraft-Verweigerung – erst Abschalten, dann überlegen führte in eine Sackgasse: Beispiel ArcelorMittal will demnächst zwei Anlagen in Deutschland herunterfahren, Stahl wird knapp. Auto- und Maschinenbau, Konsumgüterbranchen u.v.a. sind betroffen. Schneider: insolvent (2.000 Arbeitsplätze), Hellma (Halbleiter) investiert nicht mehr in Jena, sondern Schweden, Heiz-Glas fürchtet um sein Fortbestehen. Panikstimmung macht sich breit. Ifo-Ökonom Falck erwartet „vorübergehende Produktionseinstellungen und die Verlagerung besonders energieintensiver Produktionsschritte ins Ausland.“ Der DIHK erwartet bei den hohen Energiepreisen, dass in Zehntausenden Betrieben hierzulande die Lichter ausgehen. (Peter Adrian, DIHK)

Längst sind die innerdeutschen Lieferketten gestört, Nachschubprobleme gibt es nicht mehr nur bei chinesischen Importen. Produktionsdrosselungen aufgrund der massiv gestiegenen Energiepreise sind Alltag geworden. (vbw)

Grundstoff-bzw. Chemieindustrie schlagen Alarm, viele kauften auch Strom jahrelang am Spotmarkt ein, weil die Preise dort günstiger waren als langfristige Lieferverträge. Etliche Unternehmen erhalten nicht mal einen neuen Stromvertrag.

Eine schleichende Abwanderung der deutschen Industrie gab es schon vor der Corona-Krise. Der Anteil der „Waren ausländischen Ursprungs“ an den deutschen Exporten ist laut Statistischem Bundesamt stetig gestiegen, von knapp 10 Prozent 1990 auf 24,5 Prozent im vergangenen Jahr.

Der Blick ist nur ein kleiner Ausschnitt und soll bebildern, dass alle Branchen, auch unser Mittelstand schrittweise leidet. Umso mehr gilt es, unsere Stimme zu erheben, um die Behäbigkeit in Berlin einem Katalysator zuzuführen, es ist 5 nach 12.

Für die Strategie endlich Realitäten anzuerkennen erscheint eines der Themen zu sein:

Der Bau von Wärmepumpen, Solaranlagen, Windrädern, Netzen, E-Autos, Wasserstoff-Anlagen geht nicht in dem Zeitrahmen, wie „gewünscht“ wird. Allein schon Material- und Fachpersonalmangel sowie Energie und Komponentenkosten stehen dagegen.

° Alle Kapazitäten zur Stromerzeugung müssen ans Netz! Die Eigenversorgung des Landes   muss hergestellt werden. Bilanz-Defizite durch Stromimporte zu decken, wird ein Trugschluss! Es gilt endlich wieder Technologie-Offenheit.

° Zur Gasangebots-Erschließung dürfen keine Denkverbote gelten!

° Energie-Preisdeckel sind ad hoc – Hilfen, Strategien müssen endlich an Realitäten gespiegelt und dann aktualisiert werden! 200 Milliarden EURO sind schnell verbraucht und falsch (?) verteilt!

° Unterstützung der mittelständischen Unternehmen beim Run auf Ausgleichsmittel ist besonders zu geben

° Kurzarbeitergeld muss auch bei energiebedingter Produktionsdrosselung gewährt werden können

° Alle zusätzlichen Belastungen sind zu vermeiden, z.B. Steuerabgaben, Arbeitszeiterfassung usw.

° Ein runder Tisch sollte die komplexen Themen der Regierung begleiten, – nicht Lobbyismus ist gefragt, sondern eine kluge, umfassende Sicht und Gestaltung gegen den begonnenen wirtschaftlichen Abstieg Deutschlands.

Eberhard Walter
Facharbeitskreis Energie im UV BB

Foto: pixabay

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