Europa muss im Fokus der regionalen Wirtschaft bleiben
Auch eine EU mit Fehlern bleibt für die Mitglieder
des Unternehmerverbandes Brandenburg-Berlin (UVBB) existenziell. Bei
allem berechtigten oder auch nur gefühlten Missmut vieler in Brandenburg
über „die EU“ ist es klüger, die Europawahl am 26. Mai des Jahres als
eine produktive Handlung an der Wahlurne zu begreifen. Denn
Desinteresse, Wegschauen oder auf Antimodus schalten haben noch niemals
geholfen, wenn konkrete Probleme wie jetzt in Europa zu lösen sind –
weil dies zentral über den Erhalt dessen entscheidet, was die EU nicht
allein, aber seit ihrem „Ur-Start“ vor rund 70 Jahren ganz wesentlich
ist: Ein vereinigter „Wohlstandsmotor“ von Volkswirtschaften, der
seitdem ein friedliches Leben auf vergleichsweise komfortablem Niveau
für alle ermöglicht. Rückgrat dessen waren und sind weiterhin die
kleinen und mittleren Unternehmen (KMU). Sie sorgen, seit 1990 in
Freiheit auch bei uns, für eine vitale soziale Marktwirtschaft. Sie
schufen die Arbeitsplätze und versorgen die Märkte des nicht gerade
fehlerarmen, aber unbestrittenen Erfolgsmodells EU.
Europa und Brandenburg ist vor allem eine
erfolgreiche Partnerschaft – mit Geben und Nehmen. Dass viele Steuern
von hiernach Brüssel fließen, ist daher nur die halbe Wahrheit. Denn
Brandenburg wäre ohne die konkrete finanzielle Hilfe der EU heute nicht
das erfolgreiche Bundesland, was es ist. Riesensummen flossen seit der
„Wende“ auch von Brüssel hierher – in die Förderung von Landwirtschaft,
Industrie und in gemeinsam genutzte Dinge wie Gebäude, Straßen,
Schulen, Schwimmhallen und vielem weiterem mehr. Auch die Betriebe und
damit die Arbeitsplatzsituation profitieren eins zu eins von der EU.
Nur eines der Beispiele für Unternehmen ist das Projekt Gelebte
Nachbarschaft, bei dem Unternehmen im deutsch-polnischen Grenzgebiet.
Hier hat die gute Zusammenarbeit von Unternehmen in den Bereichen
Handel und Tourismus zum Abbau der Arbeitslosigkeit beigetragen.
Dieses und ähnliche Beispiele zeigen das
Entscheidende dahinter: Die Zukunft der EU zu sichern heißt auch
Brandenburgs Zukunft zu sichern – und umgekehrt.
Denn Brandenburgs Wertschöpfung und seine Infrastruktur im Herzen
Europas tragen ihren Teil zum Erfolg Europas bei. Deswegen ist es
legitim, selbstbewusst konstruktive Forderungen als Brandenburger an die
EU zu richten. Viele davon finden sich auch in den aktuellen
europapolitischen Positionen des Deutschen Industrie- und
Handelskammertages (DIHK). So müsse die EU-Bürokratie bei Förderungen
und Auflagen gerade für die KMU radikal ausgelichtet und so verschlankt
werden. Denn kaum ein Unternehmen hat das juristische Fachwissen oder
Finanzmittel für Expertenrat angesichts der Paragrafenfülle. Außerdem
sollte die Definition von KMU lebensnaher geöffnet und erweitert werden.
Dies sowie ein weiter zu vereinfachender Binnenhandel, Engagement für
internationalen Freihandel und Hilfe bei der Digitalisierung sind die
Zutaten für Wertschöpfung mit Zukunft in Brandenburg.
Thema beim Ostdeutschen Unternehmertag
Am eigenen Bewusstsein für transnationales Handeln
mangelt es den heimischen KMU dabei nicht: Auf dem Ostdeutsche
Unternehmertag am 16. Mai in Potsdam werden sie sich unter dem Motto
„Wie international muss der ostdeutsche Mittelstand werden? Chancen und
Risiken in Zeiten eines aufkommenden Protektionismus“ proaktiv mit ihren
Chancen und Herausforderungen jenseits der Landesgrenze
auseinandersetzen. Das Fazit: Nicht nur auf die Mängelliste starren und
in der Verdrussfalle hängenbleiben, sondern sich selbstbewusst,
kritisch, und mit Zuversicht als Europäerin und Europäer verstehen –
Brandenburgs Unternehmen sind dabei.