Berlin | Das erste Länderenergieforum des Unternehmerverbandes Brandenburg-Berlin fand am 16. November 2015 am BER statt. Über 70 Klein- und mittelständische Unternehmer haben dem Forum teilgenommen. Ziel dieser Veranstaltung war es, mittelständischen Unternehmen Impulse zu geben, wie sie selbst aktiv Energiekosten reduzieren können.
Die Palette dafür ist breit, vorgestellt wurden zum Beispiel:
- Wärme-Strom-Kälte Energiecontracting am Beispiel des Flughafens BER
- Anwendungsfälle für Blockheizkraftwerke
- Energieaudit als Chance zur Verbrauchsoptimierung
- Dienstleistung der EMB: Sparpotenziale erkennen
Das Forum hat Zeichen gesetzt. Viele Foren widmen sich den politischen Rahmenbedingungen der Energiewende und führen einen Richtungsstreit. Das ist gut so, längst sind Fragen zu beantworten, die die Versorgungssicherheit und Preiswürdigkeit betreffen. Der Minister für Wirtschaft und Energie des Landes Brandenburg, Albrecht Gerber, forderte dann auch ein Umsteuern bei der Energiewende, so u.a. gegen die Ungleichverteilung der Lasten, z.B. beim Netzentgelt.
Dr. Karsten Mühlenfeld, Vorsitzender der Geschäftsführung von der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH berichtete nicht nur vom Ringen um den Eröffnungstermin des BER Ende 2017, sondern auch vom Liefercontracting Wärme-Strom-Kälte für den Flughafen. Es ergäbe sich eine win-win-Situation aus diesem BHKW- Projekt, denn man müsse längst nicht alles selber machen, um einen Flughafen mit Energieverbräuchen einer mittleren Stadt wie Cottbus sicher und preiswert zu versorgen.
Martin Kleindl von der Unternehmensentwicklung e.distherm vertiefte an anderer Stelle noch das Wissen um Anwendungsfälle für die Errichtung von Blockheizkraftwerken. Er warnte zugleich,- "da wo es an Wärmeabnahme fehlt und man nur auf unter 5.000 Benutzungsstunden kommt, soll man besser die Finger davon lassen. Da gehen die Effekte, niedrigere Strompreise zu realisieren, am Ende verloren."
Mario Müller, Leiter Vertrieb Nord der enviaM, führte aus, worauf Mittelständler aktuell achten sollten. Einerseits sind gesetzliche Forderungen zur Auditierung von Nicht-KMU umzusetzen, wo sich jeder mit seinem Energieeinsatz im Unternehmen auseinandersetzen muss. Aus der Pflicht , so Herr Müller, erwachsen aber auch schnell Erkenntnisse, wie sich der Verbrauchsprozess neu und besser gestalten lässt und 10 – 20 % Einsparungen zu erzielen sind. Angesichts des reinen Strompreisanteils von 3 ct/kWh wurde deutlich, dass inzwischen weit über 50 % Umlagen, aber auch die Netzkosten usw. den Preis ausmachen und man sich breiter um die einzelnen Strompreiselemente und deren Beeinflussung Gedanken machen müsse. Die Praxis zeigt: Ist Energie preiswert, ist das Interesse an Veränderungen zu mehr Effizienz oft gering, solange nur über kurze Zeit gedacht und gerechnet wird. Aber Energie wird teurer.
Jens Horn, Geschäftsführer der EMB, berichtete vom breiten Dienstleistungsangebot der EMB, gerade um die "Stellschrauben" zu mehr Energieeffizienz im Unternehmen zu finden und für sich individuell nutzbar zu machen.
Dr. Frank Höpner von Cofely Deutschland als Mitglied der Geschäftsleitung blickte dann für alle strategisch in die Zukunft, wies auf Trends hin, auch zur Dezentralisierung der Versorgung und zeigte auf, dass Angebote der Versorger gerade jetzt schon erkennen ließen, dass die reine Energielieferung längst nicht mehr allein das Geschäft ausmache, sondern komplexe Dienstleistungen im Energiebereich Raum greifen. Dafür stehe auch Cofely Deutschland.
Ein Diskussionsforum gestattete dann Einblicke in ganz praktische Energieeinsparmöglichkeiten. So verbindet bei der Beleuchtung die inzwischen ausgereifte LED-Technik Langlebigkeit mit bis zu 70 % Einsparung bei guter Lichtqualität. Ein spezielles, gut nachzurüstendes Küchenabluftsystem für Großküchen sorgt für mehr Luftqualität und amortisiert sich oft sogar schon binnen eines Jahres. Das sind nur zwei Beispiele aus der Diskussion, die rege genutzt wurde. Viele Ideen und Projektergebnisse effizienterer und energiekostendämpfender Maßnahmen liegen vor.
Das Forum zeigte, Klein- und mittelständische Unternehmen können in Netzwerken neue Wege gehen, zu denen oft Zeit und Geld fehlten und durch Zukunftsinvestitionen zugleich dauerhaft Kosten sparen. Dafür ist nun Gelegenheit.
Horst Böschow