Teltow | Sicherheit und Umweltschutz im Flugverkehr war das Thema eines Vortrags von Hans Niebergall, Leiter Tower Berlin bei der Deutschen Flugsicherung GmbH (DFS), am 12. November im Industriemuseum. Lothar Starke, Leiter des Arbeitskreises Innovative Technologien im UVBB, berichtet:
Geschichte der Flugsicherung in Deutschland
Für die Flugsicherung in Deutschland ist entsprechend den Regelungen im Grundgesetz und dem Luftverkehrsgesetz die Bundesregierung verantwortlich. Die Durchführung dieser Aufgabe hat die Bundesregierung an die DFS übertragen. 1953 wurde zunächst die Bundesanstalt für Flugsicherung (BFS) gegründet, aus der dann 1993 die DFS hervorging. Dabei wurde auch die überörtliche militärische Flugsicherung in dieses Unternehmen integriert. 1990 wurden die Flugsicherungsdienste der Interflug eingegliedert.
Alleiniger Gesellschafter und damit Eigentümer der DFS ist die Bundesrepublik Deutschland. Die Gesellschaftsrechte werden durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) ausgeübt. Die DFS ist verantwortlich für die sichere, geordnete und flüssige Abwicklung des Luftverkehrs in Deutschland.
Das Unternehmen DFS
Die Zentrale der DFS befindet sich in Langen bei Frankfurt, dort befinden sich auch die Akademie, das Systemhaus und das Forschungszentrum. An der Akademie bildet die DFS jährlich zahlreiche Nachwuchskräfte aus und steht mit ihrem Know-how anderen Unternehmen beratend zur Seite. In der “Kaufbeuren ATM Trainings GmbH”erfolgt seit 2017 die Ausbildung von militärischen Fluglotsen. Der Beruf des Fluglotsen ist anspruchsvoll und vielseitig, der Verdienst liegt im oberen Bereich.
Das Unternehmen hat 5.437 Mitarbeiter und realisiert einen Umsatz von 1,2 Mrd € im Jahr 2018. Die Einnahmen erfolgen durch die Flugsicherungsgebühren und durch Dienstleistungen, die vor allem die 15 Tochterunternehmen erbringen. Die DSF ist bundesweit an 16 internationalen Flughäfen und über die Tochterfirma The Tower Company an 10 Regionalflughäfen vertreten. Center-Standorte sind Langen, Bremen, München und Karlsruhe. Die Flugsicherung in den Kontrollzentralen und den Towern gehört zum Kerngeschäft der DFS. Darüber hinaus umfasst das Betätigungsfeld umfangreiche Leistungen im Rahmen der Luftfahrt. So sammelt die DFS flugrelevante Daten und lässt sie in Produkte und Dienstleistungen wie Luftfahrtkarten, Flugberatung sowie die Entwicklung von Flugsicherungs-, Ortungs- und Navigationssysteme einfließen.
Geschäftsbereich Center
Die Aufgaben der operativen Flugsicherung sind in der DFS in zwei Bereiche gegliedert: Die Aufgabe des Geschäftsbereiches Center ist es, die Flugzeuge sicher durch den deutschen Luftraum zu führen, das erfolgt in den Center-Standorten. Bei Frankfurt betreibt die DFS die größte Radarkontrollzentrale Europas. Weitere Kontrollzentralen gibt es in Bremen, Karlsruhe und München, und auch aus der Eurocontrol-Zentrale in Maastrich heraus wird deutscher Luftraum kontrolliert (Oberer Luftraum Norddeutschland).
Geschäftsbereich Tower
Der Geschäftsbereich Tower sorgt dafür, dass der Flugverkehr an den deutschen Flughäfen sicher und pünktlich abgewickelt wird. Sie übernehmen den Anflug und den Abflug bis zur Übergabe an das Center für den oberen Luftraum. In Berlin erfolgt das für Tegel durch den dortigen Tower und für Schönefeld durch den neuen Tower BER. Durch von der DFS entwickelte System ist es möglich, die Aufgaben des Tower auch von einem anderen Standort zu übernehmen, das ist für Saarbrücken durch Leipzig bereits realisiert.
Entwicklung des Flugverkehrs
Der Luftverkehr in Deutschland hat sich von 1,98 Millionen kontrollierten Flüge 1994 auf 23,35 Millionen Flüge 2018 entwickelt. Deutschland ist wegen seiner zentralen Lage ein außerordentlich belastetes Land im internationalen Luftverkehr. So registriert das für uns zuständige Center Bremen 1.813 Flugbewegungen pro Tag. Berlin Schönefeld und Tegel realisieren ca. 800 Starts und Landungen pro Tag, in Frankfurt sind es ca. 1400. Die Europäische Kommision hat die Ziele bis 2050 für ein zukünftiges einheitliches Management des Luftverkehrs (ATM-System) wie folgt formuliert:
- Vervierfachung des Verkehrs
- Sicherheit um den Faktor 10 erhöhen
- Umwelteinfluss pro Flugzeug um 10% reduzieren
- ATM-Kosten um 50% reduzieren
Umweltbelastung durch Fluglärm
Die Reduzierung der Umweltbelastung durch Fluglärm im Umfeld von Flughäfen ist eine komplexe Aufgabe der Hersteller von Flugzeugen und Antrieben, den Flughäfen z.B. durch Rollwege, Betriebszeiten und Gebührengestaltung sowie der Flugsicherung durch Flugrouten, Optimierung der An-und Abflugverfahren und Streckenführung.
Für die Berliner Flughäfen erläuterte Hans Niebergall die vielfältigen Maßnahmen, die besonders in Vorbereitung auf den künftigen Betrieb des BER durchgeführt werden. Dabei ist Reduzierung der Lärmbelastungs durch die An-und Abflugverfahren durch technische Bedingungen begrenzt, die durch den jeweiligen Flugzeugtyp und das Abfluggewicht bestimmt werden.
Umweltbelastung durch CO2
Im Rahmen der Maßnahmen zur Begrenzung des Temperaturanstiegs und damit des Klimawandelsbesteht das Ziel, den CO2-Ausstoß bis 2050 um 85 -95% zu senken. Das ist eine außerordentliche Herausforderung für die Luftfahrt, die nur durch ein umfangreiches und komplexes Herangehen gelöst werden kann. Das erfolgt bei den Flugzeugen und bei den Antrieben durch die schrittweise Einführung von Forschungsergebnissen in die Serienproduktion. Seit 15 Jahren bringt das Advisory Council of Aviation Research (ACARE) die führenden Vertreter der europäischen Luftfahrtbranche aus Wirtschaft und Wissenschaft zusammen, um gemeinsam die Leitlinien der europäischen Luftfahrtforschung zu erarbeiten. Den Vorsitz bei ACARE hat das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Bereits im März 2011 hatte die Europäische Kommission die Luftfahrtvision “Flightpath 2050″veröffentlicht. Darin enthalten sind zentrale Ziele für die Entwicklung der Luftfahrt in Europa bis Mitte des Jahrhunderts, wichtige Ziele sind folgende Senkung von Emissionen gegenüber 2000:
CO2-Einsparziele
Reduzierung | Ziel bis 2020 | Ziel bis 2050 |
---|---|---|
CO2 je Passagier-km | 50 % | 75% |
NOx je Passagier-km | 60% | 90% |
Schallemission | 50% | 65% |
Die Erreichung dieser Ziele verteilt sich auf die Flugzeuge, die Antriebe und die weltweite Organisation des Flugverkehrs. Diese Ziele sind die Grundlage für die von der EU geförderte Luftfahrtforschung in Europa, die mit der strategischen Agenda SRIA (Research and Innovations Agenda) die Ziele auf dem Weg zum sauberen, leisen , komfortablen und sicheren Flugverkehr vorgibt. Ein Weg zur Senkung von CO2 ist der Einsatz von alternative Treibstoffen.
Synthetisches Kerosin / Wasserstoff
Bei synthetischem Kerosin ist die Forschung bereits bis zu der Stufe einer Produktion in Versuchsanlagen gediehen. Eine weitere Möglichkeit ist der Einsatz von Wasserstoff als Energieträger. Die Entscheidungen über den umfassenden Einsatz dieser Treibstoffe kann jedoch nicht nur unter dem Aspekt der Senkung von CO2 erfolgen, sondern muss auch alle übrigen wirtschaftlichen und gesellschaftliche Aspekte berücksichtigen.